Feuersalamander waren unsere Begleiter Grenzwanderung zwischen Kleinem Odenwald und Hessen vom 30.9.-2.10.2022

Wenn der Regen genau zur falschen Zeit kommt, subjektiv betrachtet, dann war die Wettervorhersage nicht richtig oder die Kleidung nicht angepasst. So könnte man
das sehen bei der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung zum Thema Wandern in Grenznähe von Baden und Hessen am zweiten Tag. Dort, wo der Neckar den
Grenzverlauf bildet, wurden 13 Teilnehmer von Verbundarchivar Dr. Golgath und einem ortsansässigen Kenner von Wald und Flur begleitet. Wanderführer war
Gerhard Fleßner vom Main-Neckar-Turngau. Schon beim Ausgangspunkt der Wanderung im Neckarhäuserhof nahe der Neckarfähre erfuhr man so manch
Interessantes zur Geschichte der Städte und Gemeinden entlang des Grenzverlaufs. Eine Besonderheit bei dieser Wanderung war, dass wir mit der Fähre vom hessischen Neckarhausen nach Baden-Württemberg übersetzen konnten. Bereits 1812 ist an dieser Stelle ein Nachen für die Neckarquerung vorhanden gewesen.
Heute gehört diese Fähre je zur Hälfte dem hessischen Kreis Bergstraße, zu dem Neckarhausen als Teil der Stadt Neckarsteinach gehört und der baden- württembergischen Stadt Neckargemünd. Herr Dr. Golgath führte weiter aus, dass der Startpunkt der Wanderung erst im 18. Jahrhundert als Neckarhäuserhof entstanden ist. Hier war bis zum Ende des 20. Jahnhunderts die Brauerei Palmbräu mit Stammsitz in Eppingen noch aktiv.

Das Gebäude mit großer Inschrift ist nicht zu übersehen. Auch ist noch der Eiskeller tief unter der Erde vorhanden. Nächstes Ziel
der Wandergruppe war die ersehnte Burgfeste Dilsberg vorbei am Treidelpfad auf der linken Neckarseite. Sie ist bekannt für ihren fantastischen Rundblick über das Neckartal und den Odenwald – nur nicht an diesem Tag, denn es regnete dauerhaftseit dem Vormittag und von Weitblick keine Spur. Man war froh, für eine kurze Zeit Unterstand in der evangelischen Kirche bekommen zu haben, um den weiteren Erläuterungen vom Archivar zum geschichtlichen Verlauf und den Verflechtungen der Besitzverhältnisse der Ortschaften von Dilsberg bis Hirschhorn und Eberbach zu
lauschen. Gegen 12 Uhr durften wir dann eine gespendete Brotzeit in einer dortigen Halle einnehmen, bevor es dann bergab und an der 1931 erbauten Schleuse mit Wasserkraftwerk über den Neckar nach Neckarsteinach ging. Neckarsteinach wurde 1142 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1377 das Stadtrecht. Neckarsteinach wird durch die mittelalterlichen Burganlagen Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg und Ruine Schadeck, auch Schwalbennest genannt, als „Vierburgenstadt“ bezeichnet. Die Stadt gehörte bis 1803 den beiden Hochstiften Worms und Speyer und kam
danach an Hessen.

Bis dorthin hatte man etwa die Hälfte der 17 km langen Wanderstrecke bewältigt und der eine oder andere fragte schon nach dem Ziel, der Burg Hirschhorn. Davor musste man aber vorbei an dem roten Häusel mitten im Wald. Der Regen hatte nachgelassen und wir konnten den Ausgangspunkt unserer Grenzreise erkennen. Bevor uns ein Zickzackpfad nach unten zur Lanzenbach führte, durfte einer unserer Wanderführer ein kleines flüssiges Präsent an die hier lebende Familie als Dank für die Nutzung des Privatweges übergeben. Bis nach Neckarhausen führte uns der
Weg entlang der Bahngleise, dann über Streuobstwiesen vorbei am Hirschhorner Galgenplatz, an dem eine Tafel an diesen schaurigen Ort erinnert. Gegenüber auf der badischen Neckarseite wurde an ein in den Waldbestand eingepflanztes badisches Wappen erinnert, das heute leider nicht mehr sichtbar ist, weil die dort vorherrschenden Douglasien die Japanlärchen verdrängt oder überwachsen haben. Ein Bild erinnert an dieses Zeitzeugnis.


Wir steuerten auf Hirschhorn zu, wo das Hirschhorner Schloss schon zu sehen war und ein Kaffee zur Stärkung bereitstand. Die Tour endete auf der Schloss- oder Burganlage Hirschhorn, wo sich ein Freischärlergrab aus der Zeit der Badischen Revolution befindet. Im Jahre 1849 verschanzten sich Hanauer Turner auf der Burg, die sich für die Demokratie einsetzten. Sie wurden von monarchietreuen Bundestruppen angegriffen und mussten sich nach Eberbach zurückziehen. Ein Freischärler wurde dabei getötet.
Mit den in Hirschhorn bereitstehenden Pkw’s konnten wir in Fahrgemeinschaften wieder über die Fähre an den Ausgangspunkt und das Hotel „Schwanheimer Hof“ zurückfahren und uns auf das Abendessen freuen. Das anschließende gemütliche Beisammensein dauerte bis spät in die Nacht wohlwissend, dass am nächsten Tag wieder Regen erwartet wird und das Programm später beginnen soll.

Über den Urwaldpfad und der kleinen Himmelsleiter erkundeten wir den Kleinen Odenwald
Am Freitag hatten wir der Wetterprognosen wegen eine Planänderung und konnten die Route zur Burgruine Stolzeneck bei Eberbach-Rockenau in Angriff nehmen. Das Heilig-Kreuz-Kirchlein auf Gemarkung der Staufferstadt Eberbach hielt uns nicht lange auf, denn es wartete das Stolzeneck – zu erreichen über den Urwaldpfad vorbei am Auberg-Brünnle.

     

Bei noch bestem Wetter konnten die Wege und steinigen Pfade von jedem bewältigt werden. Die Aussicht auf den Neckar mit Stauwehr bei Rockenau und dem Eberbacher Ortsteil Lindach belohnte die Wanderer. Ebenso konnte die mächtige Burgruine bestaunt werden. Das Betreten der Kernburg war leider wegen anstehender Sicherungsmaßnahmen verboten.
Nach dem Abendessen stand das Thema „Meteorologie“ auf dem Programm. Der Referent aus den eigenen Reihen war durch die Kürze der Zeit für seinen ausführlichen Leitfaden sehr angespannt. Aus seinem erlebnisreichen Segelfliegerleben konnte er hier und da im Zusammenhang mit Wolkenformationen kurz Erfahrungen wiedergeben. Ihm war es wichtig, dass die Teilnehmer Extremwetterereignisse vorhersehen können. Nicht nur im Hochgebirge kann ein Gewitter mit Blitz und Hagel überraschend aufziehen. Die Vorboten zu deuten, muss jedem Sportler im Freien geläufig sein.

Der dritte Tag war zum „Waldbaden“

Auch heute bescherten uns Stratuswolken viel Regen. Zum Glück konnten wir in einer Waldhütte Entschleunigung bei ätherischen Düften aus frischen zerriebenen Zweigen von verschiedenen Tannenarten erfahren. Den Teilnehmern wurde nahegelegt, Achtsamkeit für Lebewesen und Pflanzen in Wald und Flur bei ihren eigenen Trainingsstunden und Aufenthalt im Freien zu lehren. Auch die Körperwahrnehmung, wegen der Kürze der Zeit ohne Pulskontrolle, war ein kurzer Anriss für die aus Japan kommende Gesundheitswelle „Shinrin Yoku“ – dem Waldbaden. Wer sich näher damit befasst, wird den gesundheitsfördernden Effekt im Wald erkennen müssen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten sich alte und neue Bekannte auf ein Wiedersehen vielleicht im Kleinen Odenwald.

Reinhard Zettl, Wanderwart TG Heidelberg

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